Das mag wohl daran liegen, dass wir den 91. Geburtstag meiner Oma gefeiert haben, die nach einer schweren Krankheit zu Beginn des Jahres zwar nun nicht mehr alleine in ihrem Haus leben kann, aber immerhin wieder einigermaßen quietschfidel und geistig topfit dem munteren Treiben ihrer Enkel und Urenkel beiwohnt. Die Ironie des Schicksal will es nun, dass ihre Tochter - meine Mama, der großherzigste Mensch der Welt -, die sie aufgenommen und gepflegt hat, nun selbst eine gesundheitlich sehr schwere Zeit durchzustehen hat.
Wieder einmal ist mir deutlich geworden, wie vergänglich das Leben, die Gesundheit, das Glück und die Zufriedenheit sind und wie wertvoll jede einzelne Minute mit den Menschen, die man liebt, ist. Einfach unbezahlbar!
Seither sehe ich meine Kinder mit anderen Augen: bewusster. Als das Geschenk, das sie sind. Unheimlich anstrengend, manchmal nervig und dennoch so perfekt.
Bewusster wird mir auch der Kreislauf von geboren werden, Kind sein, erwachsen werden, älter werden und letztendlich auch sterben.
Zum Zeitpunkt, als ich die Fotos von meiner Tochter am Westbahnhof gemacht habe, war es mir noch nicht so klar und dennoch symbolisieren sie für mich genau den Zeitpunkt, der wohl für alle Mütter am schwierigsten ist:
Die Kinder werden größer, selbstständiger. Sie stehen an der Schwelle zu einem neuen Lebensabschnitt, in dem man nicht mehr die unumstößlich wichtige Position einnimmt, die man bisher eingenommen hat. Sie brauchen einen nicht mehr unbedingt, sie haben ihren eigenen Kopf, sie stehen da, dir abgewandt und schauen gespannt in die andere Richtung. In ihre eigene Zukunft. So sehr mich das Wissen, nicht mehr so stark gebraucht zu werden, auch ein wenig wehmütig macht, so stolz bin ich auch, wenn ich sie so da stehen sehe. Sich ihrer Selbst und ihres Könnens bewusst, voller Vertrauen in die Zukunft, eigenständig und resolut.
Irgendwann werde ich sie wohl ganz loslassen müssen und dennoch haben mir die letzten Monate - erst in der Sorge um eine alte Frau, die ihr Leben jedoch schon neun Jahrzehnte hindurch gelebt hat, danach in der Angst um die eigene Mutter - gezeigt und deutlich gemacht: so sehr man auch scheinbar abgenabelt und eigenständig seinen Weg als Erwachsene gelebt hat, die Beziehung zur Mama bleibt eine Besondere, da ist das Alter nebensächlich.
Das Abwenden ist nur ein scheinbares, denn das Herz bleibt einander immer zugewandt.
Alles Liebe euch allen,
| Meitlisache | Create in Austria |
Schnitt: "Jace" von mialuna, Gr. 146/152
Stoff: Cord mit Sternen, Winterkitz-Sweat von Nikiko bei Alles für Selbermacher
Liebe Kathrin,
AntwortenLöschenso viel Wahres in deinem heutigen Post, den sicher jede Mama nachvollziehen kann.
Leider wird uns das ja oft erst in schweren Zeiten bewusst, aber danke, dass du uns wieder daran erinnerst! :-)
glg
Susanne
Ich habe kürzlich wo gehört. "Der Tod beendet das Leben nicht. Er gehört dazu!" Den Gedanken finde ich irgendwie schön.
AntwortenLöschenTja und die Kids. Sie werden ihr eigenes Leben leben und das wird schneller gehen, als ich mich drauf einstellen kann.
Das fühlt sich sehr nach Leben an!
Intensiv schöne Bilder!
GLG
Das hast du wunderschön geschrieben!
AntwortenLöschenUnd es ist soviel wahres dran!
Ja, man wird immer das Kind bleiben, auch wenn man seine eigenen Wege geht!!
LG Kristina
Das hast du wunderschön geschrieben!
AntwortenLöschenUnd es ist soviel wahres dran!
Ja, man wird immer das Kind bleiben, auch wenn man seine eigenen Wege geht!!
LG Kristina
Ich hoffe Oma und Mama geht es wieder besser und ihr könnt euch auf Weihnachten freuen!
AntwortenLöschenSie schauen aber auch immer wieder gern zurück ....
Angst um die Mama - die sitz mir schon seit Jahren im Nacken. Mal mehr, mal weniger - aber ja, die Beziehung ist eine Besondere. Schick dir eine Portion Zuversicht!
AntwortenLöschenSchöne Worte zu passenden Bildern... wir alle können das denke ich nachvollziehen... Es ist gut, sich immer wieder mal zurecht zu rücken und auf die richtigen Dinge im Leben zu schauen... Danke für deinen Schupser
AntwortenLöschenHerzlichst Birgit
Bilder vom vertrauten Bahnhof, Worte über sehr vertraute Gedanken! Da ich noch eine Zacke älter bin und in unserer Familie Menschen von 3 bis 102 vertreten sind, stelle ich mir sie immer wieder, diese Fragen. Loslassen wird man sie, aber die unsichtbare Nabelschnur bleibt wohl immer.
AntwortenLöschenAlles Liebe!
Astrid
Boah, dein heutiger Beitrag spricht mir aus der Seele!! Die Große schon so ungemein groß, meine Mittlere (zum Glück!!!) noch das volle Mamakind, und mein Kleiner dem Babyalter auch schon ganz entwachsen - SCHNIEF!!
AntwortenLöschenUnd die Vergänglichkeit ist sowieso eine Sache für sich. Kann man ja doch nur bis zu einem gewissen Punkt durchdenken.
Vielen Dank für den bewegenden, aufrüttelnden und nachdenklich stimmenden Post.
Schön! Schnief.
Ein unheimlich berührender Post ist das. Danke dafür! Und ich kann dich so gut verstehen, mir geht es auch so. Ich genieße die Zeit mit dem Schnecki so sehr, dass ich sie manchmal gern ein bisserl anhalten würde. Es ist wie du sagst, eine Mischung aus Stolz und Wehmut und täglich gewinnt einer von beiden Oberhand.
AntwortenLöschenNochmal danke für deine wunderbaren Zeilen, du bist eine tolle Mama!
Alles Liebe Babsy