Donnerstag, 27. April 2017

#haulternative - Fashion Revolution Week 2017

Bangladesch. Sabhar. 24. März 2013, kurz nach 9 Uhr morgens. Der Tag hat noch nicht mal richtig angefangen und dennoch sind bereits 1127 Menschen tot und 2438 verletzt. Es dauert 16 Tage bis die letzte Überlebende aus einer Nische des in sich zusammengestürzten Rana Plaza gezogen wird. 

In dieser Woche wird all jener gedacht, die - denkt man es bis zum Ende - in letzter Konsequenz Opfer des Konsums der westlichen Welt geworden sind. Aus Proftgier wurden diese Menschen in ein Gebäude geschickt, das bereits am Vortag nach dem Auftreten der ersten Risse im Mauerwerk polizeilich gesperrt worden war. 
Letztendlich hat eine Untersuchungskommission eine Kombination mehrer Faktoren für das Unglück verantwortlich gemacht, darunter: grobe Fahrlässigkeit, minderwertige Baumaterialien, ungeeigneter Untergrund für ein Gebäude dieser Dimensionen. 
Zwar wurden der Besitzer des Gebäudes - ein Politiker - und die Besitzer der darin befindlichen Textilfabriken verhaftet, doch das macht die Menschen nicht wieder lebendig oder unverletzt, die eigentliche Tragödie geht sogar noch weiter: nicht alle Leichen konnten schnell identifiziert werden und Entschädigungszahlungen bekamen die Angehörigen nur mit einem Totenschein, den sie wiederum erst dann erhalten haben, wenn eine Identifikation vorlag (Quelle).

Das Unglück dieser Menschen hat aber immerhin die Welt aufgerüttelt und auf die unmenschlichen Arbeitsbedingungen der TextilarbeiterInnen aufmerksam gemacht. Und nun liegt es an uns, den Endverbrauchern, unseren Teil zur Verbesserung beizutragen. 
"Wir Konsumenten revoltieren und zeigen Wege auf, was man tun kann um dem Modehamsterrad zu entkommen, stellen Fragen à la #whomademyclothes und machen andere, die noch nicht darüber nachgedacht haben auf dieses Thema aufmerksam."

Es ist eben nicht egal, wie unsere Kleidung produziert wird, - das betrifft die Erzeugung der Rohstoffe genauso, wie die Lebens- und Arbeitsbedingungen der NäherInnen oder auch die weltweite Verteilung der Endprodukte.

Daher hat Susanne von Mamimade auch heuer wieder eine Aktion ins Leben gerufen:

#haulternative

Das bedeutet: "Dieses Jahr unterstützen wir, weil wir ja nähen und DIY-technisch einfach voll informiert sind, einander mit Tipps and How-to's. Diese Info soll auch Nicht-Nähern da draußen helfen ihre eigene Revolution zu starten; in ihrer Garderobe mit ihrer eigenen Kreativität!"

Ich persönlich nähe schon seit Jahren einen Großteil meiner Garderobe und die der Kinder selbst. Angefangen hat es mit der Faszination etwas völlig Neues, Eigenständiges und vor allem Einzigartiges zu schaffen. Wenn man dann so einige Stunden am Boden gemeinsam mit den unterschiedlichesten Schnittmustern, und Stunden hinter der Nähmaschine verbracht hat, wird einem klar, was für ein Aufwand hinter jedem einzelnen Kleidungsstück steckt und dass in den Geschäften der Preis unmöglich den Wert desselben repräsentiert.

Mit Kindern kann man selbstverständlich unmöglich den Trends entgehen, die diverse Modeketten vorgeben, aber man kann sehr wohl die Kinder sensibilisieren und mit ihnen darüber reden, was wirklich nötig ist, ob es eine ökologische und faire Alternative zu ihrem Wunschkleidungsstück gibt (indem ich z.B. Biostoff kaufe und ein ähnliches Schnittmuster finde). Damit erhalten die Kinder ein ähnliches, aber doch auch einzigartiges Kleidungsstück, bei dessen Produktion keinerlei Ausbeutung zugrunde liegt. Die Erfahrung lehrt, dass sie da auch mitunter unheimlich stolz sind, Teil der Produktionskette geworden zu sein - hierauf werde ich mich demnächst nochmal beziehen.

Auch nehmen wir immer wieder gerne Secondhand-Kleidung aus der Familie und Freunden an, und suchen uns heraus, was gefällt oder anderweitig wieder verwertet werden kann: ein tolles Motiv auf einem Shirt zum Beispiel ist schon öfter mal in meine Schatz- und Restekiste gewandert, selbst wenn man momentan nicht weiß, was man damit anfangen kann, der Einsatz als Jeans- oder Shirt-Flicken (je nach Größe) ist nie ganz auszuschließen.


Apropos Jeans: diese nähe ich noch nicht für alle Familienmitglieder selbst. Erste Versuche habe ich für mich selbst unternommen - das ist noch verbesserungwürdig, muss ich gestehen - aber mein Jüngster trägt nur noch Kdidit. Mit etwas anderem brauch' ich gar nicht kommen...  Da er so ein Schmalhans ist, kann ich aus zu klein gewordenen oder unbeliebt gewordenen Jeans größerer Familienmitglieder die eine oder andere Hose für ihn schneidern. Und weil Kinder nunmal Kinder sein dürfen, zeigt sich ihr kindlicher Ungestüm nur allzu oft innerhalb weniger Wochen in Form von durchgescheuerten Knien, die dann mal mehr oder weniger kunstvoll geflickt werden. Gut, dass uns das Modediktat zur Zeit so richtig "fetzige" Jeans vorgibt, würde ich sagen! Aber so schnell, wie hier Löcher produziert werden, finde ich kaum Zeit für kunstvolle Verschönerungen. Und ist sie unflickbar, wird ganz schnell eine kurze Sommerhose draus.

ein Bild, aus dem Leben gegriffen - schnell, unsauber, aber effizient geflickt - und der Bub ist dennoch stolz auf seine Jeans made by Kdidit
Auch wenn ich viel für mich nähe, so geht dennoch immer wieder etwas schief: es passt nicht, die Farbe steht mir nicht oder ich mag das Teil an mir nicht so sehr, wie ich gedacht hätte. Diese Teile wandern ebenfalls in eine Kiste und dienen als secondhand-Stofflager und finden Verwendung als Kombistoffe oder ev. wird sogar ein komplett anderes Kleidungsstück daraus.

die Originalposts dazu findet ihr hier und hier

Es gibt so viele verschiedene Möglichkeiten, nicht einfach nur blind zu konsumieren. Geht mit offenen Augen durch die Läden, erkundigt euch nach den Produktionsbedingungen, nutzt das Kleidungsstück, schöpft alle Möglichkeiten aus. Das heißt nicht, dass man nicht ab und zu schwach werden darf... Aber man sollte abwägen und mit der Zeit merkt man, dass sich die Prioritäten verschieben.

Und das Tolle daran, #haulternative zu sein?

Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt.

Montag, 24. April 2017

Ooosterhaaasi

Der Vorteil, wenn man Teil einer großen Familie ist, ist der, dass man eigentlich (fast) immer irgendwelche Kleinkinder benähen kann und im besten Fall sogar darf. Manchmal allerdings fragt man gar nicht nach, sondern nimmt ein Fest zum Anlass, bei dem man die Schuld auf andere schieben kann. In diesem Fall ist einfach der Osterhase schuld.


Diese süssen Rapport-Stoffe haben mich kurz vor unserer Abreise nach London noch angesprungen und so schnell bestellt wie dieses Mal, geht das bei mir kaum, muss ich sagen.
 


Aber sowohl Louise als auch Fiete Schlappohr haben sich einfach in mein Herz geschlichen und quasi im gleichen Moment, als ich ihrer ansichtig wurde, wusste ich schon, dass ich damit meine Großnichte und meinen Neffen damit benähen wollte. Äh. Der Osterhase sie damit beschenken wollte, eigentlich.


Vom Urlaub zurück gekehrt, das Paket in Empfang genommen, Stoffe gewaschen, am nächsten Tag genäht und am übernächsten Tag zur Verteilung weitergereicht. So schnell kann es gehen. Und die Eltern der Beschenkten haben sich sehr gefreut. Sagt der Osterhase.


Body - Regenbogenbody von Schnabelina Gr. 74, verlängert auf Gr. 80
Stoff: Rapport Louise und Fiete Schlappohr von AfS