Freitag, 31. Januar 2014

Zeugnistag

Hier in Wien gibt es heute die Semesterzeugnisse. Für uns ist dieser Tag heuer etwas ganz besonderes, läutet er ja für unser Tochterkind die letzte Phase in der Volksschule ein. Die Noten sind dieses Mal von besonderer Bedeutung, da sie - ob man will oder nicht - die weitere Schullaufbahn beeinflussen: mit diesem Zeugnis stellen sich die Kinder in den höheren Schulen vor, mit diesem Zeugnis entscheidet sich, ob Hauptschule, Mittelschule oder Gymnasium. Natürlich hängt die Wahl auch davon ab, ob man am Land oder in der Stadt lebt, da am Land doch hauptsächlich die Hauptschulen vertreten sind.


Was ich sagen möchte: dieses Zeugnis und die Noten darin sind also wichtig. Soll es so sein? Ich glaube, dass sie nicht SO wichtig sein sollten, wie sie es im österreichischen Schulsystem genau zu diesem Zeitpunkt sind. Es hängt doch so viel vom momentanen Entwicklungsstand der Kinder ab, von ihren Möglichkeiten und ihren Emotionen, und nicht nur von ihrer Intelligenz. In diesem Alter stehen sie an der Schwelle zur Pubertät, die kommenden Jahre werden noch schwieriger, da verändert sich alles: ihr Körper, die Hormone schießen nur so ein, die Vernetzung im Hirn verläuft in anderen Strukturen, alles wird umgemodelt. Wer hat da noch Zeit, auf die Noten zu schauen? Und trotzdem ist man gezwungen, zumindest den Blick darauf nicht zu verlieren. Unsere Tochter ist ein intelligentes Kind und gibt uns jeden Grund auf sie stolz zu sein, vor allem aber, weil sie so ist wie sie ist und nicht nur, weil "die Noten passen".



Ich weiß nur, dass es uns letztendlich wichtig ist, den Kindern eine bestmögliche Ausbildung zu ermöglichen und dass sie im Rahmen ihrer Möglichkeiten ihr Bestes geben. Wenn wir wissen, sie haben sich bemüht und sich wirklich auf den Stoff eingelassen, warum sollten wir bei einer schlechten Note das Kind mit Vorwürfen überschütten? Andererseits meine ich, dass uns eine schlechte Note aus Schlampigkeit durchaus ärgern darf, erst recht für den Fall, dass es sich um richtungsweisende Noten handeln sollte. Natürlich sollte die Relation immer im Auge behalten werden, denn hauptsächlich wollen wir, dass sie ausgeglichene Kinder sind, die vor allem ihre soziale Kompetenz formen und ihre Kindheit ausleben dürfen. Denn vorrangig sind sie Kinder, die halt eben auch zur Schule gehen und nicht primär Schüler. Und das sollte vor allem dann erst recht in der Pubertät gelten. Meine eigenen Erfahrungen haben mich das gelehrt. Aus diesem Grund auch keine "Eliteschule" für meine Kinder!

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Eigentlich versuchen wir vor allem - und darin sollte ganz generell das Hauptaugenmerk liegen - den Kindern nahe zu bringen, dass Lernen etwas Gutes und Natürliches ist, dass Schule eine Bereicherung sein kann und deshalb ärgern uns so manche, leider recht häufig wiedergegebenen Aussagen von Kindern a la: "Schule ist doof", "Schule ist fad", "Da lernt man eh nix Interessantes", die natürlich von unseren Kindern immer wieder aufgeschnappt und daheim dann auch wiederholt werden. Je nachdem wie zugänglich sie in dem Moment dann sind, erkennen sie im Gespräch, dass dies eigentlich ganz dumme Aussagen sind.

Sohnemann, 1. Klasse Volksschule

Ich glaube, wir sind auf dem richtigen Weg. Als Eltern versucht man immer nur das Beste für seine Kinder zu tun, dass man da auch gehörig auf die Nase fallen kann, zeigt sich leider meist erst im Nachhinein. Doch wir tun das alles nur im besten Wissen und Gewissen und versuchen, die Persönlichkeit der Kinder nicht aus den Augen zu verlieren. Ich hoffe, sie erkennen das, wenn sie als Erwachsenen dann mal zurückblicken.

Bis dahin versuchen wir den Kindern den Rücken zu stärken, sie zu unterstützen um selbstständige und kritische Menschen zu werden und werden wohl oder übel versuchen, auch die Noten nicht aus den Augen zu verlieren. Doch das Wohl der Kinder ist vorrangig und lernen kann unheimlichen Spaß machen, obwohl auch gewisse Notwendigkeiten zum Leben dazugehören.


Alles Liebe,

8 Kommentare:

  1. Liebe Kathrin,
    ein wichtiges Thema und ich bin froh, bei Dir über diese Gedanken gestolpert zu sein.
    Leider ist auch das deutsche Schulsystem (wie vermutlich kaum eines) dazu angetan, Kinder in ihrer Individualität wahrzunehmen, zu unterstützen, zu fördern und fordern.
    Bildung, die Allgemein- und die Herzens-, sind so unerläßliche Bausteine für ein gutes Leben. Aktuell und später. Das versuche ich meinen Kindern mitzugeben. Das scheint mir wichtig.
    Schule ist ein Teil davon. Aber dieser Teil darf die Seele des Kindes nicht verletzen.
    Ich schicke Dir herzliche Grüße
    Nina

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    1. das hast du schön geschrieben, danke! ebenso herzliche grüße zurück zu dir! lg kathrin

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  2. du hast vollkommen recht! ich werde sie heute auch ganz fest in den arm nehmen und sagen, wie stolz ich auf sie bin und wie glücklich ich bin, dass sie sich mich als mama ausgesucht haben. die meiste zeit gehen meine gott sei dank auch sehr gerne in die schule, aber wenn sie so blödsinnigkeiten wie "schule ist fad" einfach daheim nachplappern, weil ihnen gerade etwas nicht in den kram passt, dann ärgert mich das, vor allem, weil es gar nicht das ist, was sie tatsächlich empfinden. - zumindest habe ich diesen eindruck. ich verstehe nur andere eltern nicht, die solche aussagen den kindern tw. sogar in den mund legen, verstehen sie nicht, dass sie es den kindern damit einfach nur schwerer machen?! ich wünsch euch eine schöne ferienwoche! alles liebe, kathrin

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  3. Schöne Worte, danke dafür !!
    Uns liegt das Schulsystem gerade mächtig im Magen - ich will da jetzt gar nicht zu weit ausholen...
    Wir hoffen auch, dass wir unserem Kind diese Dinge, die du ansprichst, fürs Leben mitgeben können.

    Eine schöne Ferienwoche wünsche ich euch!
    Alles Liebe, Claudia

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  4. Schon allein, dass ihr euch so viele Gedanken zu diesem Thema macht und nicht aus den Augen lässt, dass das Kind in seiner Gesamtheit und (Un)Vollkommenheit am allerwichtigsten ist, zeigt, was für gute Eltern ihr seid. die Wahl des richtigen Kiga war schon nervenaufreibend genug und die Angst, dort vielleicht keinen Platz zu bekommen; bei der Wahl der Volksschule war die Anspannung ungleich größer, denn um alles in der Welt wollen wir verhindern, dass der Schnecki Schule schon in den ersten paar Jahren als Zwang und Grauen empfindet.
    Mal sehen, wie es wird, wenn er erstmal so groß ist wie dein Mädchen - es wird mir wie dir gehen;-)
    Der Brief deines Juniors an dich ist so entzückend! Das weiß man, wofür Schwangerschaftsstreifen gut sind :-)
    Alles Liebe Babsy

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    1. :-); meine kinder habens damals gut mit mir gemeint, habe ich doch keinen einzigen schwangerschaftsverschuldeten streifen.... :-)
      danke für die lieben worte! für euch alles gute für den schulstart, unser jüngster ist im herbst ja auch dran... seufz!
      lg kathrin

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  5. Bei uns steht genau diese Entscheidung auch vor der Tür....echt schwierig....vor allem, weil ich schon möchte, das mein Großer durchaus noch etwas "Kind" bleiben sollte....nicht nur "Schüler"-!
    Liebe Grüße
    Anke

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