Freitag, 21. Dezember 2018

Wenn Selbermachen schneller geht als Einkaufen

Am Anfang stand ein Wunsch. Und wenn man ein Kind kennt, dann - wage ich zu behaupten - kennt man alle. Zumindest in punkto Geduld. Wenn ein Wunsch den Weg aus den Gedanken über den Umweg des Mundes zum Ohr der Zielperson aka Wunscherfüllerin gelangt, dann sollte es am besten schon gestern passiert sein. 

In unserem Fall: das Einkaufen und Erwerben eines schwarzen, schlichten Oversiz-Sweaters, denn schließlich war der Wunsch schon zwei bis drei Mal in den letzten 1-2 Wochen besagten Weg gegangen, aber mütterliche Terminkalender korrelieren nun mal nicht immer mit denen ihrer Teenager. Es war zwar nicht definitiv ausgesprochen worden, aber eigentlich war tatsächlich "kaufen" gemeint - oje, ein Ohr, auf dem ich sowieso etwas schwerhörig bin, muss ich gestehen.  Vor allem, da ich mein Kind kenne und weiß: das Kleidungsstück ihrer Vorstellung lässt sich nicht justament in den Geschäften finden.

Nun begab es sich, dass dieser Teenager eines Nachmittags nach Hause kam und mich fragte, ob ich nicht mit ihr auf die Mariahilferstraße auf die Jagd nach einem Sweater ginge. 
Meine erste Reaktion: ein ungläubliger Blick und hysterisches Gekicher. - DAS kam natürlich im ersten Augenblick nicht besonders gut an, aber der Gedanke an spätnachmittägliche Einkaufsstraße eineinhalb Wochen vor Weihnachten ließ eine andere Reaktion meinerseits einfach nicht zu. Da sich die Tochter jedoch prinzipiell vernünftigen Argumenten gegenüber aufgeschlossen zeigt, war sie durchaus einsichtig, aber: der Sweater!!!!

Als vorausschauende und oft verkannt wohlwollende Mutter hatte ich schwarzen Sweat schon geordert und musste nur noch von der Post abgeholt werden. DIESER Challenge habe ich mich todesmutig eben spätnachmittags meiner Tochter zuliebe gestellt, nachdem geklärt war, dass sie die bereits seit Tagen liegengebliebene Aufgaben (u.a. die Bereinigung einer everestmäßigen und wochenlang akribisch gezüchteten Zettelwirtschaft am Schreibtisch) in eben jener Zeit erledigt, die das Abholen, das Kurzwaschprogramm und der Trockner benötigen.

Erpressung? Nein, ich würde sagen: eher ein Tauschgeschäft mit Win-Win-Ergebnis.

Das mit der Everestbesteigung war dann tatsächlich schneller erledigt als (von ihr) gedacht (ach, geh wirklich?!) und danach konnten wir uns der Besprechung des Wunschteils widmen. Ausgeschnitten wurde noch gemeinsam und während sich die Tochter dann dem Haarewaschen und Föhnen widmete, stellte ich tatsächlich diesen Sweater fertig! Ok, es gibt keine Halsnahtversäuberung und auch keine abgesteppten Nähte an den (sowieso recht langen) Bündchen, aber immerhin sind alle Fäden vernäht.

Also: hätte ich nicht auf Vorwaschen bestanden, dann hätte das Shopping trotzdem zumindest 2x so lange gedauert, wie die Zeit, die ich benötigt habe, den Stoff von der Post zu holen, zu zerschnippeln und in Form zu bringen. Aber nur, wenn man annimmt, dass man fast auf Anhieb fündig geworden wäre, was reine Utopie ist, wie wir alle wissen.
Und so habe ich mir die überfüllte Mariahilferstraße und ein ob der Menschenmassen genervtes Kind (von mir ganz zu schweigen) gespart und stattdessen meinem Hobby gefröhnt, das Kind dazu gebracht etwas Ordnung zu schaffen und es obendrein auch glücklich gemacht:

mit einem einfachen, unaufgeregten, schwarzen, schwer fotografierbaren Sweater, der genau so sein sollte: oversize, schwarz und unauffällig, aber einfach super!



Schnitt: "Hero" in Gr. L von Erbsünde, gekürzt in der Länge (auch die Ärmel)
Stoff: Sommersweat von Lieblingsstücke

2 Kommentare:

  1. Danke 😂 das lief jetzt wie ein Film vo mir ab.. ich kenne ja deine Tochter nicht (nur meine 😅) ... aber ich kenne dich und ich seh dein Gesicht vor mir, beim Thema “gegen wir doch in die Mariahilferstraße” 😂 ... und so einer Profinäherin wie dir, glaube ich sofort, dass das Nähen schneller geht.
    Schöne Weihnachten
    Birgit

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  2. Haha, das geht aber echt nur bei dir schneller *lach*
    Alles Liebe und frohe Weihnachten, Babsy

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