Tja. Was soll ich sagen? Mea culpa, mea maxima culpa oder auch SSKM (selber Schuld, kein Mitleid) - wobei: ganz so schlimm ist es nicht, denn einer freut sich, und das nicht zu knapp. Und damit freut es auch mich und mein Fauxpas ist vergessen.
Worum geht's? Im Juni 2018 fand sich, wie ich schon öfter hier im Blog erwähnt habe, der Holland Stoffmarkt in Passau ein und ich war mit meinem Mann mittendrin. Es war, wie es kommen musste: man sieht einen Stoff, man sieht einen Schnitt (in diesem Fall letzteres) und schon läuft das Kopfkino ab: man weiß genau, wer benäht werden soll und sieht denjenigen schon mit geschwellter Brust herumstolzieren. So erging es mir mit dem Softshelljackenschnitt
"Quinn" von Farbenmix. Mit Hilfe meines Mannes war dann auch rasch der geeignete Stoff gefunden und uns war klar: der große Bub soll sie bekommen - schließlich brauchte er auch dringend eine.
Ganz so dringend dürfte es dann doch nicht gewesen sein, denn das Jäckchen fristete - zugeschnitten - fast ein Jahr lang sein Dasein auf meinem "Stoff, der bald vernäht werden will" - Sessel. Ihr ahnt es: der Sessel tut oft nur so als ob, denn manchmal haben die dort befindlichen Projekte einfach keine Chance ob der anderen Dinge, die da manchmal so lagern.... Was solls. Auf jeden Fall fiel mir der Zuschnitt durchaus hin und wieder in die Hände - nur leider zu ungünstigen Zeiten. Nachdem der Herbst 2018 verpasst war, war klar: im Winter werden keine Softshelljacken benötigt und schwupps war auch der Frühling verpasst und im Sommer hatte ich - bei 36 Grad - einfach keine Lust. Aber der Herbst 2019 war meine Chance.
Während des Zusammennähens beschlich mich die vage Befürchtung: Mist, das könnte dem Buben mittlerweile zu knapp werden (abgesehen davon: das Motiv war wohl auch nicht mehr so ganz seines)! Doch was tun? Zugeschnitten war ja schon! Mutig setzte ich dennoch eine Naht nach der anderen und ich hab wohl tatsächlich bei jeder einzelnen hart geschluckt, denn: wenig Arbeit ist so ein Teil ja nicht!
Und tatsächlich: nach Fertigstellung erntete ich nur einen schiefen Blick vom großen Buben, aber immerhin schlüpfte er für mich hinein... Naja: er steckte seine Arme zur Hälfte rein. Die Jacke ist zwar Größe 158/164, aber der Bub ist mittlerweile bis auf 2cm an meine 169cm rangekommen, da geht beim besten Willen nichts mehr, und die marginal vorhanden Hoffnung, dass der Schnitt größer ausfallen könnte, verpufft.
Zusätzlich zu meinem Ärger über mich selbst bekam ich nun die Info, dass mein großer Bub bitte nichts selbst Genähtes mehr haben wolle, denn "man sieht das einfach". Der Nebensatz: aber zu Hause, da nähme er die Sachen immer noch gerne, also Pyjamas und Herumnudel-Hosen wären absolut ok, hat da den Keulenschlag nur wenig gedämpft, - auch wenn es legitim ist und er sich sehr bemüht hat, die Nachricht schonend zu vermitteln.
Und nun trat der Retter in Form des Jüngsten auf den Plan. Ihm gefiel die Jacke außerordentlich gut und auch wenn sie ihm - bei weitem - noch zu groß ist, wollte er sie unbedingt haben. Und dass er ein Teil vom Bruder einfach so und vor allem so bereitwillig übernimmt, will schon was heißen. Ich hab' ihm die Ärmel sehr hoch umgeschlagen abgenäht, sodass man da bei Bedarf noch rauslassen kann.
Ansonsten erfreue ich mich an der Freude des jüngeren Buben, der die Jacke mit Stolz trägt. Erst seit dieser Woche, in der die Temperatur in der Früh wirklich am Nullpunkt kratzt, wurde sie von einer dickeren Jacke abgelöst.
Der Vorteil an der Übergröße ist ja, dass ich mir sicher sein kann, dass sie zumindest noch in den Jahreszeitenübergängen 2020 getragen werden wird - sofern das Motiv noch zusagt. Aber ich bin zuversichtlich.
Dennoch gilt: ein bisserl zu lang gewartet, ist manchmal einfach doch zu lang oder: was dem einen nicht passt, freut den anderen umso mehr... und die Mama auch!
Stoff: Softshell vom Holland Stoffmarkt (Passau 2018)